Das Leben Erich Wolfgang Korngolds in Briefen
Zahlreiche neu entdeckte Korrespondenzen des Komponisten geben ein selbstredendes Zeugnis eines bewegten Lebens der hochkarätigen Künstlerfamilie. Von der brennenden Liebe der Eheleute bis hin zum Exil in Amerika - der kreative Schreiber bewahrt stets Witz und Phantasie.
Die im Buch dokumentierten Briefwechsel Korngolds umfassen einen Zeitraum von über 50 Jahren. Es sind sowohl private Korrespondenzen innerhalb der Familie (mit Luzi, den beiden Söhnen, mit dem Vater Julius Korngold, einem bekannten Musikkritiker der Zeit), als auch mit Künstlerkollegen oder Verlegern.
Korngold war ein Wunderkind, der mit 7 Jahren zu komponieren begann und der 1920 mit "Die tote Stadt" Weltruhm erlangte. Ab 1934 ging er, auf Einladung Max Reinhardts, in die USA und machte in Hollywood als Komponist von Filmmusik Karriere. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung war eine Rückkehr nach Österreich unmöglich. Dank seiner guten Kontakte konnten seine Frau Luzi, die beiden Söhnen und seine Eltern im Jahr 1938 folgen und so der Verfolgung durch die Nazis entkommen.
Der Titel des Buchs Dear Papa, How is you? bezieht sich übrigens auf einen Brief von Korngolds jüngerem Sohn Georg an den Vater, verfasst im Jahr 1943, der stolz seine Englischkenntnisse präsentieren wollte. Der charmante Grammatikfehler ist beredtes Zeugnis der sprachlichen Umstellungsschwierigkeiten von Exilanten, die alle innerfamiliär ihre Muttersprache beibehielten. Erst nach und nach, meist erst in den nachkommenden Generationen, wurde die Sprache des Gastlandes zur Normalität.
Brief: Julius Korngold an Erich, 16. II. 38
»Geliebtes Kind, ... Jedenfalls der Anfang vom Ende. Denn nun werden die Nazi frei schalten u. »Unordnungen« herbeiführen, die den Vorwand zum Einmaschieren geben werden, zu einem Zeitpunkt, wenn es H. passen wird und er entweder den Krieg nicht zu riskieren glaubt oder - gerade - riskieren will.
... jetzt bin ich dafür, daß du ernstlich an eine Position in Amerika denkst, vielleicht auch für eine Stelle an der Reinhardtschule für die Musik. Schönberg lebt auch so ... Was sagst du zu den schwarzen Gedanken? Aber ich glaube, man kann nicht genug umsichtig den Ereignissen entgegensehen. Die weitere kurze Lebensdauer kann ich überall zubringen und mein bißchen Manna aufessen. Könnte ich doch nur noch Deine Oper hören!!
Dein Dich liebender Vater«
Erich Wolfgang Korngold (geb. 29. Mai 1897 in Brünn, gest. 29. November 1957 in Los Angeles, USA)