Angesichts neoliberaler, extraktivistischer und machistischer Gewalt formieren sich seit einigen Jahren in Lateinamerika eine Vielzahl von Widerstandskämpfen. Dabei verbinden sich militante Proteste gegen kapitalistische Austerität oder Landraub mit feministischen Bewegungen gegen Femizide und sexualisierte Gewalt und betonen die politischen Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Gewaltformen.
Die Performance des chilenischen Kollektivs Lastesis «Un violador en tu camino» – zu deutsch «Ein Vergewaltiger auf deinem Weg» ist Teil dieser Proteste. Nachdem 2019 hunderte Frauen und Queers in Chile am 25. November, dem internationalen Tag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, erstmals die einprägsamen Zeilen skandierten, gingen Aufnahmen davon um die Welt. In den darauffolgenden Monaten und insbesondere am 8. März griffen Aktivist*innen in dutzenden Städten auf allen Kontinenten die Choreografie auf, reinterpretierten den Text und brachten die Zustände patriarchaler Gewalt in ihren jeweils eigenen Kontexten zum Ausdruck.
Kaum bekannt ist, dass Lastesis von den Arbeiten der argentinischen Anthropologin Rita Segato inspiriert wurden, deren Texte in Lateinamerika zum feministischen Kanon zählen. Nun erscheint mit «Wider die Grausamkeit. Für einen feministischen und dekolonialen Weg» erstmals eine Übersetzung ins Deutsche von Segatos Texten und es stellt sich die Frage: Was können Kämpfe gegen patriarchale Gewalt und für eine queerfeministische Zukunft im hiesigen Kontext von Segatos Beobachtungen lernen? Was ist das Verbindende feministischer Kämpfe weltweit?
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