Spuren einer Familie
Dies ist die Geschichte einer Familie: von Maria, die in ärmlichen Verhältnissen im Mühlviertel aufwächst und als 16-jähriges Dienstmädchen nach Wien kommt; von ihrer ersten Ehe mit dem jüdischen Postbeamten Georg, der nach Dachau deportiert wird und nach Palästina fliehen kann, von ihrer zweiten Ehe mit dem Kellner Otto, einem überzeugten Nationalsozialisten, der von der Ostfront täglich einen Brief schreibt und so seinen Sinneswandel dokumentiert und bei der Belagerung von Leningrad stirbt. Dies ist aber auch die Geschichte der neunjährigen Lotte, der unehelichen ersten Tochter von Maria, die mit einem Kindertransport alleine nach Schweden geschickt wird und dies ihrer Mutter ein Leben lang vorwirft.
Auf wohltuend distanzierte und doch einfühlsame Art aufgeschrieben hat diese Geschichte die zweite Tochter von Maria. Die Autorin, Tochter des jüdischen Postbeamten, wird »arisiert« - sie wird zu einem außerhalb der »Mischehe« geborenen Kind erklärt - und überlebt so. Sie erzählt die teils exemplarische Geschichte ihrer Familie ohne zu verurteilen, stets versucht sie den einzelnen Menschen in den Verhältnissen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.