Argentinische Jüdinnen und Juden erzählen
»Großmutter Ana wurde eine jüdische Gaucho-Frau. Sie machte die ganze Arbeit, gebar ununterbrochen Kinder und ernährte sie mit in Milch gekochten Nudeln.«
In Argentinien lebt die größte jüdische Gemeinschaft Lateinamerikas. Ihre Vorfahren waren auf der Flucht vor Pogromen, Naziterror oder Wirtschaftselend im 19. oder 20. Jahrhundert nach Argentinien gekommen, das ihnen als »goldene medine« - »Gelobtes Land« - erscheinen musste. Bis heute prägt ihre Kultur das Alltagsleben, besonders in Buenos Aires, auch wenn viele auf Grund von politischer Verfolgung oder Wirtschaftskrise gezwungen waren, Argentinien wieder zu verlassen.
Teil des kulturellen Erbes ist eine lebendige jüdische Erzähltradition in spanischer Sprache. Erna Pfeiffer übersetzte Texte von 17 zeitgenössischen, argentinischen AutorInnen und führte Interviews mit ihnen. In den Texten begeben sich die AutorInnen auf Spurensuche nach ihren Wurzeln, ihrer Religion, ihrer Identität. Themen wie Reise und Rückkehr, Familie und Heimat(losigkeit), Exil und Holocaust sind, neben vielen anderen, Gegenstand ihrer Erzählungen und natürlich immer wieder Argentinien als »Fluchtpunkt«.
AutorInnen sind: Sergio Chejfec, Alicia Dujovne Ortiz, Manuela Fingueret, Luisa Futoransky, Mario Goloboff, Alicia Kozameh, Liliana Lukin, Andrés Neuman, Diana Raznovich, Reina Roffé, Sara Rosenberg, Mario Satz, Ana María Shua, Alicia Steimberg, Perla Suez, Mario Szichman, Susana Szwarc.
PRESSESTIMMEN
Marino Ferri rezensiert das Buch ausführlich und schließt mit folgendem Fazit: »Dem kenntnisreich zusammengestellten Sammelband 'Mit den Augen in der Hand' gelingt es, anhand repräsentativer Textauszüge ein Panorama jüdisch-argentinischen Literaturschaffens des 20. Jahrhunderts zu geben. Die Kurzportraits und Bibliographien der siebzehn Autorinnen und Autoren sind Hilfe bei Interesse an weitergehender Lektüre, obschon viele der Texte (noch) nicht in deutscher Fassung existieren. Daneben gestatten die Essays und die vielen Fussnoten auch Einblicke in jüdische und argentinische Geschichte und Geographie. Die Polyphonie dieser siebzehn Stimmen, die aufgrund gewisser gemeinsamer Grundvoraussetzungen doch immer wieder ähnliche Themen aufgreifen, ist faszinierend und erlaubt wertvolle Einblicke in ein literarisches Feld, das für den deutschen Sprachraum bislang noch nicht umfassend erschlossen ist.«
Nachzulesen unter http://buecherrezension.com vom Dezember 2014.
Uli Jürgens rezensiert das Buch in der ORF/ Ö1 Sendung »Kontext« am 16.Jänner 2015. Abschließend war zu hören: »... Ein Land und seine Menschen lernt man am besten durch seine Literatur kennen. Wer dieses Buch zur Hand nimmt, wird eine bisher kaum bekannte und spannende Seite Argentiniens entdecken. Bleibt zu hoffen, dass all die Romane, denen die Texte-Fragmente entnommen wurden, bald auch in deutscher Übersetzung vorliegen.«