50 Jahre »Fremdenpolitik« in Österreich
»Fremde von Staats wegen« ist ein wichtiger Beitrag zu einer systematischen Neu-Aufarbeitung der Geschichte der österreichischen »Fremdenpolitik« aus kapitalismus- und staatskritischer Perspektive. Von der aktiven Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften über Aufnahmestopp und Grenzschließung, von der Aktivierung von Arbeitskräften aus der osteuropäischen Peripherie bis zur neoliberalen Selektionspolitik der Gegenwart: Lisa Grösel zeichnet umfassend und detailliert die Entwicklung staatlicher Politik in Bezug auf Ausländer_innenbeschäftigung, Zuwanderung oder Asyl im Kontext sich wandelnder gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse nach.
Der Band ist aber auch eine Fallstudie der Transformation nationalstaatlich verfasster Politik im Europa der postfordistischen Globalisierung. Migrationspolitik wird dabei im Wesentlichen als Regulation von Arbeit im Interesse des herrschenden Akkumulationsregimes gelesen. Der Band schließt eine Lücke: Jenseits von Empörung und humanitären Diskursen wird das politische Feld der Migration und die grundlegende legislativ-rechtliche Spaltung in Staatsangehörige und Fremde als struktureller Ausbeutungsmechanismus analysiert.