Sigmund-Freud-Vorlesungen 2016
Was kann Psychoanalyse, die mit Ödipus das Schicksal eines Fremden zum Paradigma ihres Subjektivitätsverständnisses gemacht hat, zu aktuellen Diskursen über das Fremde beitragen?
Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben Fremde räumlich näher rücken lassen. Menschen auf der Flucht vor Krieg und unerträglichen Lebensbedingungen beflügeln Phantasien und mobilisieren libidinöse Kräfte. Erfahrungen wie das Fremdeln, das Fremdgehen, das Fremdschämen oder die Entfremdung machen auf die psychische Vielschichtigkeit der Frage nach dem Fremden aufmerksam.
Vielleicht wird klarer, dass das Reden vom Notstand vor allem dazu dient, die Not anderer fernzuhalten, weil sie an die Angst vor der eigenen Not erinnern könnte.
Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien
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