»Das Wechselbälgchen« ist eine Geschichte aus dem Grenzland zu Slowenien, aus der Zwischenkriegszeit und wie aus dem mitteleuropäischen Herz der Finsternis, eine Geschichte so fiebrig und atemlos wie Büchners »Lenz«: Die einäugige Magd Wrga hat eine uneheliche, behinderte Tochter, von der alle glauben, sie sei ein Wechselbalg, der ihr von den bösen Geistern untergeschoben und mit ihrem wirklichen Kind vertauscht wurde. Diesen gespenstischen Unfug glaubt vor allem ein Knecht namens Lenz, der in einem Traum die Anweisung erhalten haben will, die häßliche »alt Magd« zu heiraten, die nun »schon bald gegen die Vierzig geht«. Widerwillig und berechnend nimmt er sie zur Frau, bekommt mit Hilfe des Pfarrers sogar einen Posten als Gemeindebote, wird also ein »Herr« – und zur Krönung seines Glücks auch noch Vater eines engelhaft blonden Mädchens. Den Wechselbalg duldet er zwar in seinem Haus, unter Groll und Misshandlungen, aber insgeheim trachtet er dieser verkrüppelten Kreatur nach dem Leben.
Sophie Rois, eine der profiliertesten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum, erzählt den Text zwingend, direkt und ohne Sentimentalität. Gebannt hört man zu wie Sophie Rois gestaltet, mal hart, fast brutal von den Verhältnissen erzählt, dann wieder zärtlich sanft von Zita und ihrem Schicksal. Eingebettet ist Rois Stimme in dunkel schillernde, mitunter geräuschhafte Klangflächen von Elektronik, Drehleier, Trompete und Perkussion. Franz Hautzinger, Matthias Loibner und Peter Rosmanith (Brot & Sterne), gestalten mit ihrer ungewöhnlichen Instrumentierung einen intensiven, rauen Soundtrack, der scheinbar absichtslos die Wörter umspielt und dem Text die Räume öffnet, die er braucht.
Diese Produktion wurde 2015 vom Ö1 Publikum zum Hörspiel des Jahres gewählt.
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